Nach einiger Zeit Erfahrungen mit dem Radreisen, möchte ich ein paar Tips zur Tourenplanung weitergeben.
Als Aufhänger hierfür stelle ich die folgenden Fragen:
Wohin geht die Reise?
Die Frage der Fragen ist die nach dem "Wohin" die Reise führen soll. So ist er Weg zum letzen Ort, an dem sie enden soll das Ziel. Ihre Beantwortung ist die Grundlage für die weitere Planung der Radtour.
Wo starte ich die Tour und wie komme ich am Ende der Reise wieder nach Hause?
In der Regel beginnen und enden meine Radtouren nicht vor der Wohnungstür. Somit muss ich mir schon vor dem Beginn des Abenteuers auch über sein Ende Gedanken machen und klären, wie ich zum Startpunkt und danach wieder unkompliziert zurück zu meiner Badewanne komme. Nicht selten stehen an diesem Punkt die nächsten Herausforderungen zur Debatte, an die man zuvor im Traum nicht gedacht hätte.
Wie transportiere ich mein Reiserad?
Zum Start mit dem Zug (Erfahrungen in Deutschland)
Bedenke, dass Du mit der Eisenbahn nicht alleine unterwegs bist. Es gibt immer wieder Mitreisende, die kein Verständnis für die Radmitnahme haben, selbst wenn Du Dich damit im Fahrradabteil aufhälst. Deshalb ist rücksichtsvolles, aber bestimmtes Verhalten von Vorteil. Du hast für die Eselmitnahme bezahlt und, soweit das Bahnpersonal kein rotes Licht gibt, einen Anspruch auf sie. Sinnlose Disskussionen mit gelangweilten Passagieren gibt es immer wieder.
- ist die Fahrradmitnahme auf dieser Strecke möglich?
- muss ich den Fahrradstellplatz vorher reservieren?
- kann es sein, dass der Zug schon überfüllt am Bahnsteig hält und überhaupt kein Platz mehr für mich und mein Equipment ist?
Um so wenig wie notwendig Platz im Fahrradabteil zu belegen nehme ich meine Taschen vom Gefährt ab.
Transport im Flugzeugbauch
- wie viele Tage zuvor und wo kann ich das Fahrrad als Sportgepäck vor dem Antritt der Flugreise anmelden?
Sollte die Webseite der jeweiligen Fluggesellschaft hierüber nicht genügend Auskunft erteilen, rufe ich im Kundenservice an.
Zwei Mal habe ich die Buchung und die Anmeldung vor Ort im Flughafen Tegel erledigt.
- wie muss ich das Fahrrad verpacken und was muss ich zuvor abmontieren?
Mein Kettenfahrzeug wurde bereits einige Mal mit dem Flieger transportiert. Am Flughafen angekommen habe ich einige Umbauten vorgenommen:
- Sattel ab
- Vorderrad ab
- Lenker quer und Hörnchen nach unten
- Pedalen ab und die Luft aus den Reifen lassen (es wird manchmal verlangt, ist aber überflüssig)
Das Vorderrad fixiere ich mit Kabelbinder neben Gabel und Rahmen. Die Pedalen und den Sattel fixiere ich neben dem Hinterrad.
Darüber kommt eine
Fahrradtransporttasche Marke Eigenbau.
Wichtig ist, dass Du Dich zuvor beim Personal der Gepäckannahme über die Breite des Förderbandes durch das XXL Röntgengerät informierst. Denn das kann je nach Flughafen unterschiedliche Maße
haben.
Zur Antwort gibt es eine Gegenfrage in der Art einer Grundsatzfrage: Muss ich unbedingt viel mehr einpacken und transportieren wenn ich lange unterwegs bin?
Fakt ist, dass die Packerei individuell organisiert und geplant werden muss.
Ich selbst beschränke mich auf die Mitnahme von wenigen Utensilien. Radfahrershirts und Radlerhosen, sowie Klamotten nach dem Zwiebelsystem. Ausgewähltes Werkzeug, Schläuche, Panzertape und Verbandszeug.
- wird es Möglichkeiten geben meine Klamotten waschen und trocknen zu können?
- ist es notwendig das Kochgeschirr aufzustocken?
- muss ich, wenn überhaupt, viele Ersatzteile transportieren?
- oder Ist vermutlich die Dichte an Reparaturmöglichkeiten und Radläden groß?
Ich habe immer eine Grundausrüstung an Bord. Je nach nach Bedarf nehme ich zusätzliche Dinge mit (siehe unter Ausrüstung)
Bin ich alleine unterwegs?
Ich fahre in der Regel alleine.
Sind mehrere Personen als Abenteuertrupp unterwegs, muss in Angelegenheiten hinsichtlich Streckenführung, Unterkunft und Versorgung auf die jeweils anderen Leute Rücksicht genommen werden. Hier ist Kompromissbereitschaft gefragt!
Wie navigiere ich?
Ohne eine Lankarte und Kompass gehe ich nicht auf Radtour! Zudem nutze ich imm ein GPS-Gerät (Garmin Edge1000), das ich als Navigationshilfe und zum Aufzeichnen der abgefahrenen Streck nutze. Wenn ich nach der Tour wieder zu Hause bin, gibt es nichts besseres um die Reise am Rechner in revue passieren lassen. (siehe hier unter auf der Landkarte).
Längere Touren plane ich zuvor am Computer. Allerdings fahre ich dann selten vollständig diese Strecke ab. Die Planung hilft mir aber die Länge der Radtour im Vorfeld grob bestimmen zu können und unter Umständen das Gelände in Hinsicht auf Höhenunterschiede zu berücksichtigen.
Für die meisten bekannten Radreiserouten gibt es die entsprechenden Karten in gut ausgewählten Buchläden zu kaufen. Die Auflösung sollte 1:80000 nicht unterschreiten. Leider ist diese Genauigkeit für Gebiete im Ausland auf käuflich erwerbbaren Landkarten nur in Ausnahmefällen erhältlich. Daher sollte man viel im Internetz recherchieren und sich auch nicht davor scheuen gegebenenfalls auf fremdsprachiges Material zurückzugreifen.
Die Kontaktaufnahme zu lokalen Fremdenverkehrsämtern (soweit existent) kann oftmals es sehr hilfreich sein. Allerdings bieten diese nur relativ kleine Kartenausschnitte zu ausgewählten Regionen an.
Auf keinen Fall zu vernachlässigen ist die Nutzung von Onlinekarten und dem Ausdruck vorher ausgewählter Kartenausschnitte.
Ich selbst nutze OSM Kartenmaterial, abgespeichert auf meinem 7 Zoll Tablet unter Verwendung der Software OSMAND. Deshalb benötige ich keine Landkarten Papier o.ä. mehr.
Wie versorge ich meine Stromfresser?
Für meine Elektrogeräte (Funktelefon, Navigationsgerät, Tablet und Taschenlampe ) benötige ich eine Auflademöglichkeit. Steht mir regelmäßig und im schnellen Zugriff eine Steckdose zur Verfügung, kann ich die Akku's dieser Apparate unkompliziert aufladen. Doch meistens ist das nicht möglich. Für diesen Fall habe ich mir die Möglichkeit geschaffen, den zum Wechselstrom generierten Dynamogleichstrom zum Akkuladen mit Hilfe eines Wechselrichter (SON Nabendynamo und Busch&Müller USB-Werk) zu nutzen. Geladen wird ein Pufferakku mit einer Kapazität von 25.000 mAh.
Im Sommer hilft mir zudem ein Solarpanel mit dem man an einen Tag bei direkter Sonneneinstrahlung ein Moblifunktelefon vollständig aufladen kann.
Wieviel Tageskilometer traue ich mir zu?
Die Radtour soll Spass machen! Mir gibt sie die beste Gelegenheit den Entspannungsmodus einzulegen hin zur Meditation. Voraussetzung hierfür ist natürlich das allgemeine körperliche Wohlbefinden, was spätestens dann beeinträchtigt, wenn Kraft & Ausdauer nachlassen und die Druckstellen am Hintern, an den Händen und den Füssen anfangen zu schmerzen, oder Taubheitsgefühle aufkommen. Einiges hängt von der Sitzposition ab. Aber irgendwann fängt dennoch das Leiden an!
Vor allem spielen die Steigungen, der Wind und die Wegbeschaffenheit eine wesentliche Rolle.
Man muss es austesten!
Meine längste Tagesstrecke waren 146 Kilometer in Brandenburg. Auf Fuerteventura hingegen nur 54 Kilometer bei Windstärke 8.
Welche Wegeverhältnisse erwarten mich?
Der Weg ist das Ziel und der sieht so unterschiedlich aus wie das Ziel!
Ich möchte einen Rat geben: verlasse Dich niemals auf die Bescheibungen im Kartenmaterial! Unter anderem ist der internationale Anspruch an Fernradwege sehr unterschiedlich. Beispielsweise variiert die Substanz des Donauradweg (Eurovelo 6) ab der Stadtmitte von Budapest von Asphalt und Kopfsteinpflaster über Sand bis hin zum Schlamm.
Welches Wetter erwartet mich?
Zum Glück können wir das Wetter nicht beeinflussen, denn sonst würde es noch mehr Kriege auf der Welt geben!
Langfristprognosen im Internetz können weiterhelfen. Auf sie verlasse ich mich dennoch keinesfalls. Ich bin durch ein selbst erfahrenes und ausprobiertes Zwiebelsystem für jedes Klima bis 5 Grad ausgerüstet.
Wo schlafe ich?
Wenn möglich, steuere ich Campingplätze an. Ansonsten halte ich Ausschau nach Hinweisschilder auf Unterkünfte oder nutze einschlägige Handyapps zur Schlafplatzsuche. Nur selten nächtige ich in einer Bushaltestelle :o)
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